Der berühmte Hierbas Likör aus Mallorca

"Nur der Wind darf sie streicheln“ - Wie die Kräuter für Mallorcas berühmten Hierbas angebaut werdenAntonia Garau Arbos ist die Herrin der Kräuter. Mit Argusaugen wacht sie Tag für Tag über die Beete, auf denen die aromatischen Pflanzen gedeihen. Zweimal pro Jahr, jeweils im September und Ende Mai, werden sie geerntet und in Mallorcas berühmten Kräuterlikör, dem Hierbas, verarbeitet. „Dann sind sie genau auf dem Punkt“, sagt Garau Arbos, Präsidentin der Vereinigung der mallorquinischen Likörhersteller und Mitinhaberin der Firma Túnel in Marratxí, ein Unternehmen, das im Jahr 1898 in Bunyola gegründet worden ist.Die Likörherstellung auf der Insel hat eine lange Tradition. Bereits im Mittelalter entwickelten Mönche auf den Balearen hinter dicken Klostermauern heilkräftige Essenzen aus Wildkräutern und Alkohol – zu rein medizinischen Zwecken, versteht sich. Und schon Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Hierbas in andere Länder exportiert, unter anderem nach Südamerika.Die Firma von Doña Antonia ist dabei „die einzige, die eigene Plantagen unterhält“, wie sie sagt. Eines der Felder befindet sich auf der betriebseigenen Finca in Binissalem. Mit Kamille voller gelber Blüten, mit Rosmarin, Eisenkraut, der Minzeart Hierbabuena („gutes Kraut“), mit Zitronenmelisse, Oregano, Thymian, Majoran. Auch Orangen- und Zitronenbäume findet man dort, deren Blätter ebenfalls verwendet werden. Auf einer zweiten Plantage wird Fenchel angebaut. Er wurde isoliert, weil er extrem dominant ist und andere Pflanzen verdrängt. Und natürlich dürfen Anis, Wacholder und Myrte nicht fehlen.Nach der Ernte werden die Kräuter zwei Wochen lang an der Luft getrocknet. Nur der Wind darf die Pflanzen „sanft streicheln“. Und das ausschließlich im Schatten. Die Sonne würde zuviel Farbe und Aroma rauben. Auch der Einsatz von Dünger und Pestiziden ist tabu. „Wasser und viel Pflege, das ist alles, was sie bekommen“, sagt Firmenchefin.Mindestens sieben verschiedene Extrakte werden für den Túnel-Likör verwendet. Je nach Ernte können es in manchen Jahren aber auch bis zu 30 Kräuter sein. Dabei muss das Ganze einen runden Geschmack ergeben. Kein einziges Kraut darf hervorschmecken. „Das ist das Geheimnis“, verrät Antonia Garau Arbos. Und damit das gelingt, werden im eigenen Labor die Rezepturen ständig überprüft und verfeinert. Allein zwei Biologen und zwei Chemiker sind damit beschäftigt. Schließlich ist keine Ernte wie die andere.