Die Trawler-Fischer von Puerto de Andratx

Besucher, die zum ersten Mal den Hafen von Andratx besuchen, zeigen sich oft überrascht von seinem authentischen Charme.Oder wie es ein Tourist ausgedrückt: “Es ist ein ganz besonderes, visuelles Erlebnis, man kann die Atmosphäre mit den Händen greifen, die Gerüche einsaugen, sich von dem Treiben anstecken lassen. An der Hafenpromenade, wo sich die Fischer Geschichten erzählen,  entlang spazieren, über ihre ausgelegten Netze steigen und eine Pause einlegen, um einen Blick auf die spartanischen Decks und die Königsrollen mit den Schleppnetzen zuwerfen, die den Meeresboden durchsuchen und durchwühlen.“

Die Trawler-Fischer von Andratx stehen früh auf. Von montags bis freitags fahren sie im Morgengrauen, in einer Entfernung von maximal 30 Kilometern vom Heimathafen, hinaus - Kurs Nordwest in Richtung Sóller oder gen Südosten in Richtung Palma.

Zwölf Stunden später, gegen 17 Uhr, kehren die Boote oftmals in einer langen majestätischen Reihe und begleitet von zahlreichen Möwen zurück. Die 15 Trawler sind alle in Privatbesitz. Das Fischen und den Verkauf ihres Fangs wickeln die Fischer über die “Cofradía de Pescadores”, die “Bruderschaft der Fischer” ab. Ihr neu erbautes Büro befindet sich in einer der begehrtesten Lagen im Hafen von Andratx. Die Bruderschaft betreut die Fischer, verwaltet deren geschäftliche Angelegenheiten und gilt gleichzeitig als deren Interessenvertretung.

Während die Trawler im Hafen einlaufen, stehen die Kühl-Lkw der verschiedenen Märkte Palmas schon wartend an der Mole. Der frische Fang, bestehend aus Rochen, Seezunge, Brasse, Meerbarbe, Hecht, Sardinen, Seeteufel, Heringskönig und manchmal sogar mit dem begehrten und imposanten Schwertfisch, müssen umgehend verladen werden.

Nur wenige Meter neben den vertäuten Booten und direkt im Hafen befindet sich die Fischmarkthalle. Hier können Einheimische wie Restaurantbetreiber von 17 bis 19 Uhr die Gelegenheit zum Kauf von fangfrischem Fisch und Meeresfrüchten nutzen. Die Fischmarkthalle öffnet ihre Pforten im Sommer von montags bis freitags, im Winter jeweils dienstags und freitags.

Insgesamt acht der 15 Trawler zählen zur größeren Klasse und können bis zu 24 Meter lang sein. Die kleineren Boote fischen meist in der Nacht und bis zum frühen Morgen, hauptsächlich in Küstennähe, wo sich schmackhafte Kronenhummer, Langusten, Krebse, Krabben und Tintenfische finden lassen. Für Tintenfische ist nach Anbruch der Dunkelheit die beste Fangzeit. Dabei hängen die Fischer eine starke Lampe über das Wasser, um die kleinen Fische anzulocken; diese ziehen wiederum die Tintenfische an, die sich von ihnen ernähren. Tintenfische werden mit einem spitzen Dreizack gefangen. Durch schnelles Zustoßen mit dem Haken werden die Tintenfische aufgespießt. Eine andere Methode, die das Fangen verschiedener Fischarten ermöglicht, ist die Angelroute, an der Haken mit Köder hängen. In gewissen Zeitabständen wird die Route herausgezogen, um die Beute an Bord zu bringen.

fishing boatDoch die Fischer von Andratx warten noch mit einer anderen, sehr geschickten Fangmethode auf, bei der besonders delikate Goldbrassen in die Falle gehen. Die Tiere lassen sich vom trügerischen Schatten der schwimmenden Plattformen der Fischer, die ein paar Kilometer im Meer treiben, anlocken und auf diese Weise leicht fangen.

Die Fischerfamilien von Andratx betreiben seit Generationen Küstenfischerei. Und natürlich gibt es dabei die eine oder andere Begebenheit zu erzählen. Wie zum Beispiel die Geschichte der 50-Zentimeter-Bombe, die in einem der Fangnetze zu Tage kam und schließlich im Hafen vom Sprengkommando entschärft wurde. Oder das Boot, das durch einen Brand an Bord sank. Die wunderlichste Anekdote ist zweifelsohne die des weißen Wals, der sich in ein hölzernes Fischerboot verliebt hatte, das seinem leidenschaftlichen Werben auf offener See beinahe zum Opfer gefallen wäre.

Zwölf Stunden dürfen die Fischer täglich fischen, eine Maßnahme der zuständigen Behörden, um die Gründe vor Überfischung zu schützen. Vor acht Jahren waren es noch 16 Stunden.

Bis vor 100 Jahren lebten die Fischer von Andratx im gleichnamigen Dorf, etwa vier Kilometer landeinwärts. Damals diente der Hafen lediglich zum Vertäuen der Boote, aus Angst vor nordafrikanischen Piraten, die die Küste seit der Vertreibung der Mauren im XIII Jahrhundert immer wieder in Form von Überfällen heimsuchten.

Jedes Jahr am 16. Juli, feiern die Fischer ihrer Schutzpatronin zu Ehren, der „Virgin del Carmen“, ein großes Fest. Im Schein der Abenddämmerung und begleitet von den fröhlichen Klängen der Schiffssirenen und Nebelhörner fahren die festlich, mit Fähnchen geschmückten Boote zur Prozession auf das Meer hinaus. Feierlich thront das Standbild der Jungfrau auf dem ersten Trawler. Zahlreiche Fischerboote und Yachten, auf denen sich kirchliche Würdenträger und Schaulustige drängen, begleiten den Zug, der beim Einlaufen in den Hafen mit viel Freudengeschrei und Jubel empfangen wird.

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