Visitenkarte Patio - Palmas schöne Innenhöfe

Sie waren wie eine Visitenkarte, die Patios der Adelspaläste und Stadtresidenzen in der Altstadt von Palma. Je aufwendiger die Innenhöfe gestaltet waren, umso reicher und bedeutungsvoller waren ihre Besitzer – oder wollten zumindest so erscheinen.

Es waren die Römer, die die ersten, zunächst noch sehr kleinen Patios in Palma anlegten. Viel später, ab dem 13. Jahrhundert gewannen die Innenhöfe immer mehr an Bedeutung, bis im 16., 17. und 18. Jahrhundert die prachtvollsten ihrer Art entstanden.

Bei Umgestaltungen der Gebäude wurden die Patios damals ebenfalls vergrößert, dabei unter anderem in vier oder sechs Trakte unterteilt. Die Torbögen wurden so erweitert, dass Kutschen bequem hindurch fahren – und Reiter, ohne von ihrem Pferd abzusteigen, hindurchreiten konnten. Noch heute findet man an manchen Portalen Türknaufe in zwei verschiedenen Höhen: einen auf Fußgänger-, den anderen auf Reiterhöhe.

Säulen aus Marmor oder Sandstein sowie Flach- und die etwas stärker gewölbten Korbbögen stützten und stützen noch heute die Wohnetagen. Die Gestaltung unterlag den Moden der jeweiligen Zeit. So wurden Treppengeländer aus Stein durch solche aus Eisen ersetzt und Boden-Pflasterungen verändert. Mal wurden kleine Kieselsteine vom Strand oder aus den Flussläufen in geometrischen Mustern verlegt, dann wieder kiloschwere Pflastersteine verwendet, wie etwa im Casal Solleric, dem heutigen Kulturzentrum am Passeig des Born. Oftmals hatte man hinter den Patios noch Gärten angelegt, in die man durch eine Holztür gelangen konnte. Noch heute gibt es zahlreiche dieser grünen Oasen inmitten der Stadt. Der öffentlich zugängliche Garten des Stiftungsgebäudes der Sparkasse Sa Nostra in der Carrer de la Concepció ist ein Beispiel dafür.

Patios waren früher Orte des öffentlichen Lebens. Hier wurden Geschäfte besiegelt und Feste gefeiert. Die Tore standen tagsüber für alle offen. So konnte jeder Stadtbewohner die Zisternen, die sich immerhin auf Privatbesitz befanden, für die eigene Trinkwasserversorgung nutzen.

Zierte ein kleines Zweiglein das Portal, so hatte das eine besondere Bedeutung. Es besagte: In diesem Haus wurde ein Kind geboren. Und während ein Lorbeerzweig für einen männlichen Stammhalter stand, signalisierte ein Olivenzweig die Geburt eines Mädchens. Heute sucht man vergeblich solche Zeichen. Die Tradition hat sich im 19. Jahrhundert verloren.

Bummelt man durch die Altstadt, entdeckt man in der Carrer del Forn de la Glòria ein gut erhaltenes Fenster mit sehr aufwendigen Steinmetzarbeiten. Es befindet sich am so genannten Haus von Kapitän Flexes, dem „Cas Capità Flexes“. Es handelt sich dabei um ein Renaissance-Fenster mit einer Frauenfigur, die zwei Kinder gleichzeitig stillt, das eigene und ein fremdes – ein Symbol für die Barmherzigkeit.

In der gleichen Straße trifft man auf das Can Carrió, „Can“ heißt so viel wie „das Haus von“. Die Mitglieder der Familie Carrió waren einst begüterte Kaufleute, die im 17. Jahrhundert zwei nebeneinander liegende Gebäude erwarben. Der Innenhof mit seinen schlichten, erhabenen Säulen ist in vier Trakte unterteilt, drei von ihnen sind holzgetäfelt, die Säulen tragen ionische Kapitelle, mit beidseitig spiralförmig eingerollten Ornamenten.

Gleich vier Häuser nebeneinander hatten einst die Grafen von Montenegro in der nach ihnen benannten Gasse gekauft. Man baute um, erhielt aber zwei große Portale. So gilt Can Montenegro als Palmas einziger Adelspalast mit zwei großen Eingängen, von dem einer in einen Patio führt. Gegenüber dem Anwesen befanden sich früher die Ställe. Diese hatte man kurzerhand etwas nach hinten versetzt, um die enge Gasse davor verbreitern zu können. Die betuchten Besitzer von damals wollten einfach mehr Raum, mehr Luft vor ihrem Haus in der Carrer Montenegro. So ist es bis heute geblieben.

Und wenn Sie schon in der Carrer Montenegro sind, werfen Sie einen Blick ins Can Ripoll aus dem 16. Jahrhundert. Dort ist heute das Tourismusministerium der Balearen untergebracht. Sie werden mehrere Marmorsäulen sehen, eine freistehende Säule stützt die so genannte gotische Treppe. Und der alte Kieselsteinboden ist besonders schön restauriert.

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